von Johanna Schirmer | 12. Sept. 2022

Explodierende Rohstoff- und Energiepreise, steigende Kundenerwartungen und zunehmender regulatorischer Druck – die Lebensmittelbranche bewegt sich in einem Umfeld mit vielen Unsicherheiten und ist gleichzeitig gezwungen, die Preise wettbewerbsfähig zu halten. Was sind die Prioritäten? Wo zeigen sich die grössten Herausforderungen und welche Rolle nimmt die Digitalisierung ein?

Herausforderungen Lebensmittelindustrie

Aktuelle Herausforderungen der Lebensmittelindustrie

Die Lebensmittelbranche ist mit vielen verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Gemäss einer Studie von IDC aus dem Jahr 2021 sind die globale Disruption und die Volatilität bei Angebot und Nachfrage in den nächsten 5 Jahren die grösste Herausforderung. 

Steigende Rohstoff- und Energiepreise

Die Sorge über hohe Rohstoff- und Energiepreise ist gross. Logistik, Verpackungsmaterial und Personal sind teurer geworden. Um schrumpfenden Margen entgegenzuwirken, helfen intelligente technologische Lösungen, die Einkaufsplanung zu optimieren und den Wasser- und Energieverbrauch zu reduzieren. 

Das Start-up Meteolytix unterstützt beispielsweise mit seinem Prognosesystem und künstlicher Intelligenz kleine und mittelgrosse Bäckereien, die richtige Absatzmenge zu planen und die Verschwendung von Rohstoffen zu vermeiden. Für die Berechnungen werden vergangene Verkaufszahlen, Wetterdaten und 400 weitere Einflussfaktoren herangezogen. Eine moderne technologische Basis macht Unternehmen flexibel und agil in unsicheren Zeiten.

Nachhaltigkeit

Die Nachhaltigkeit spiegelt sich in der Kaufentscheidung der Konsument*innen. Erst kürzlich hat das Global Market Insight Team von Google das Verbraucherverhalten anhand von Milliarden getätigter Suchanfragen analysiert und daraus Trends abgeleitet. Nachhaltiges Einkaufen ist für Konsumenten in den letzten 19 Monaten wichtiger geworden. Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern vielmehr ein wichtiger Bestandteil im Entscheidungsprozess der Konsumenten. 

Die Zielgruppe Glamour Green wächst

Die Zahl der Konsumentinnen vom Typ "Glamour Green" steigt. Das Thema Nachhaltigkeit ist dieser Zielgruppe besonders wichtig. Auch wächst der Anteil an Menschen, die umweltfreundlich handeln wollen, aber nicht genau wissen wie. Hier sind Firmen im Lebensmittelbereich gefordert, Informationen, Unterstützung und die richtigen Produkte anzubieten und das Vertrauen aufzubauen. Dies impliziert die Rückverfolgbarkeit und Sicherheit zu gewährleisten und transparent zu bleiben. So kann das Thema Nachhaltigkeit auch eine Wachstumschance werden. 

Dr. Christian Wulff
Consumer Markets Leader
PwC Deutschland und EMEA
„Die Lebensmittelindustrie sollte Klimarisiken zukünftig explizit in alle strategischen Entscheidungsprozesse integrieren. Die Auswirkungen des Klimawandels werden sich im Nachfrageverhalten und in den Kostenstrukturen niederschlagen – deutlich stärker als das heute der Fall ist.“

Globale Störungen der Lieferkette

Im letzten Jahr kam es bei vielen Produkten zu Lieferengpässen und Verzögerungen. Experten glauben, dass sich in Zukunft nicht viel daran ändern wird und die Branche auch in den nächsten Jahren prägt. Die Klimakrise mit extremen Wetterverhältnissen provoziert Ernteausfälle und damit den Unterbruch von Lieferketten und steigenden Rohstoffpreisen. In weiterer Folge wirkt sich die Verfügbarkeit von Rohstoffen und Produkten auf die Produktionsprozesse aus. 

Abhängigkeit vom Detailhandel

Der Vertrieb von Lebensmitteln und Getränken erfolgt hauptsächlich über den stark konzentrierten Detailhandel. Die beiden Detailhändler Coop und Migros dominieren den Schweizer Detailhandel. Gemäss einer Umfrage von Statista aus dem Jahr 2022 haben Coop und Migros einen Anteil von 70% am Detailhandel in der Schweiz. Der Detailhandel ist für die Schweizer Lebensmittelbranche immer noch einer der wichtigsten Absatzkanäle.  68% der befragten Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten gaben in einer Umfrage an, dass sie gern im Detailhandel einkaufen, um sich vor Ort zu inspirieren. 

Lebensmittehandel Schweiz

Einfluss von Digitalisierung auf die Lebensmittelbranche

Auch wenn sich der Begriff Digitalisierung in den letzten Jahren abgenutzt hat, ist die Wirkung der Digitalisierung für Unternehmen nach wie vor beachtlich. Die Studie von IDC von 2021 zeigt einen signifikanten Zusammenhang zwischen der digitalen Transformation und einer Umsatz- und Gewinnsteigerung von Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Die Studie beweist, dass die umsichtige Einführung von Technologien wie Cloud, Internet der Dinge (IoT) und künstliche Intelligenz (KI) einen wirtschaftlichen Vorteil bieten. Unternehmen, die in der digitalen Transformation fortgeschrittene sind, übertreffen Unternehmen, die in der Digitalisierung am Anfang stehen. 

Cloudbasierte ERP Software führt zu Leistungsverbesserung

Das Erreichen der Geschäftsziele und das Meistern von Geschäftsproblemen hängt von der Fähigkeit ab, moderne und digitale Technologien einzuführen. Der Einsatz von cloud-basierten ERP-Systemen korreliert erheblich mit Leistungsverbesserungen - stärker als mit der Einführung von On-Premise-Systemen. Die nachstehende Grafik veranschaulicht die Verbesserungen, die Unternehmen in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie als Ergebnis der digitalen Transformation erzielt haben. 

ERP Cloud Digitalisierung Lebensmittelbranche
Infografik Herausforderungen Lebensmittelindustrie
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Bei Entscheidungen auf eine fundierte Datenbasis vertrauen können

In einem volatilen und komplexen Geschäftsumfeld sind Daten und Fakten sehr hilfreich für die positive Geschäftsentwicklung, da wichtige Fragen zeitnah beantwortet werden und fundierte Entscheidungen getroffen werden können. 

  • Wie wirken sich die gestiegenen Energiepreise auf die Marge aus?  
  • Muss das Produkt-Portfolio angepasst werden?  
  • Reichen die Produktionskapazitäten aus?  
  • Macht es Sinn das Produkt aus dem Regal zu nehmen oder den Preis zu erhöhen? 

Wer in Echtzeit ermitteln kann, was aktuell auf Lager ist, was in der Vergangenheit benötigt wurde, oder die Kalkulation rasch an neue Gegebenheiten adaptieren kann, kann schnell auf Veränderungen reagieren. Neben den Grundanforderungen im Lebensmittelbereich mit der Chargenverwaltung und Rückverfolgbarkeit hilft ein integriertes System bei der schnellen Kalkulation und Übersicht über die Preisentwicklung und die Sicht auf geplante und realisierte Absatzmengen. 

  • Konsistente Daten sicherstellen können  
  • Rasch auf Veränderung reagieren können  
  • Lieferketten optimieren

Fazit

Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie hat, wie viele Vertreter der Fertigungsbranche mit der unvorhersehbaren Nachfrage, einem unzuverlässigen Angebot und neuen Verbraucherverhalten zu kämpfen.

Während die Auswirkungen von Unternehmen zu Unternehmen variieren, bringt die Möglichkeit, Daten als Grundlage für besser Entscheidungen zu verwenden, allen Organisationen einen Vorteil.  

Die Ergebnisse der Umfrage von IDC sind klar; Lebensmittel- und Getränkeunternehmen, welche die digitale Transformation zu einer Priorität machen, konnten sich in der Vergangenheit in diesem disruptiven Geschäftsumfeld behaupten und werden es auch in Zukunft können.  

Johanna Schirmer
Johanna Schirmer
Marketing & Kommunikation